Was sollte man beim Netzteilkauf beachten?

Hilfe bei Problemen
Antworten
Benutzeravatar
biosflash
Administrator
Beiträge: 2755
Registriert: Mo, 17.03.03 15:44
Wohnort: Ratzeburg, S-H
Kontaktdaten:

Was sollte man beim Netzteilkauf beachten?

Beitrag von biosflash »

300 Watt - und gut?
Gerade am Anfang der Athlon-Ära waren Netzteile die Achillesverse eines AMD-Systems. Viele der auf dem Markt befindlichen "Stromlieferanten" waren dem enormen Durst des neuen AMD-Boliden einfach nicht gewachsen. Ein 300 Watt Netzteil solle es sein, hört man und diese Faustregel hat sich bis heute gehalten. Doch dem können wir nicht so einfach zustimmen. Die Qualitäten, die ein Netzteil aufweisen muß, um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten, sind zu vielfältig, um sie mit nur einer Zahl ausdrücken zu können.

Die berühmten 300 W geben die maximale Gesamtleistung des Netzteils an. Wer jedoch mal ein Amperemeter zwischen PC und Steckdose geschaltet hat, wird ausrechnen können, daß selbst hochgetaktete AMD Athlon Systeme mit schneller Grafikkarte kaum mehr als 120 W Leistung bei Vollast verbrauchen. Wozu dann also ein 300 W Netzteil? Die Gründe müssen also ein wenig komplexer sein und genau das sind sie auch.

Auf die Stromstärke kommt es an
Ein ATX-Netzteil für einen handelsüblichen PC stellt dem System drei Spannungen zur Verfügung: 3.3V, 5V und 12V. Die Leistung, die für die stromdurstigsten Komponenten Prozessor und Grafikkarte aufgebracht werden muß, beziehen die meisten Mainboards jedoch zum Großteil aus der 5V Schiene, gute Mainboards regeln noch von der 3.3V Schiene hinzu. Die 12V Schiene dagegen, die physikalisch die höchste Leistung liefern könnte, ohne wahnwitzige Stromstärken aushalten zu müssen, versorgt die eher unkritischen Komponenten wie Festplatten und Lüfter. Einige wenige Mainboards mit AGP-Pro Slot zapfen sie wenigstens noch zur Unterstützung der Grafikkarte an.

Combined Power
Aber wie wir sehen muß ein Netzteil vor allem auf den 3.3V und 5V Schienen hohe Stromstärken zur Verfügung stellen können. Brauchbare Netzteile schaffen hier 20A auf der 3.3V und 30A auf der 5V Schiene. Niedriger sollte man nicht gehen und je höher die Werte, desto besser. Um nicht ständig mit Ampere-Zahlen und Schienen jonglieren zu müssen, gibt es noch den Begriff der "Combined Performance". Das ist die Leistung, die das Netzteil addiert auf 3.3V und 5V Schiene zu leisten im Stande ist. Hier sind 180 W aufwärts ein sehr guter Wert. Der Grund, warum Pentium 4 Systeme hier nicht so anspruchsvoll sind: Intel hat für den Pentium 4 die neue ATX 2.03 Spezifikation eingeführt und speist das System zusätzlich noch aus der 12V Schiene. Damit sinken die Stromstärken auf den anderen beiden Schienen und das Netzteil arbeitet "entspannt" vor sich hin, hat sogar noch Reserven um Spannungsschwankungen spielend auszugleichen.

Spannungsschwankungen
Anfangs hatten die Mainboard-Hersteller noch das sogenannte Stop Grant Disconnect Bit aktiviert. Damit wurde die CPU bei Leerlauf oder Teillast in den Halt-Modus versetzt. Hier konsumiert zum Beispiel ein Athlon 1400C statt 72W nur noch 5W. Man kann sich leicht vorstellen, wie streßig es für die Spannungsregler sein muß, permanent und mit hoher Regelgeschwindigkeit diese Schwankungen auszugleichen. Selbst für ansonsten brauchbare Netzteile war das oft zu viel des Guten. In diesem Fall reagierten die Systeme im Teillastbetrieb häufig mit Freezes oder spontanen Reboots. Mittlerweile haben die meisten Mainboard-Hersteller den Halt-Modus wieder deaktiviert. So eiert die CPU zwar auch dann mit Volldampf vor sich hin, wenn es gar nichts zu tun gibt, aber wenigstens verabschiedet sich das System nicht spontan in die Mittagspause.

Kühlung
Ein weiteres Kriterium für ein Netzteil ist sein Grad der Beteiligung an der Kühlung des Gehäuseinnenraums. Das AMD-Konzept sieht eine Absaugung der Warmluft direkt über dem Prozessor vor. Viele Netzteile jedoch saugen die Luft lediglich an der Rückseite ab. Damit können in der Region um den CPU-Sockel herum Hitzenester entstehen, wenn man die Heißluft nicht mit einem Gehäuselüfter nach draußen befördert. Andere Netzteile dagegen besitzen zusätzlich noch einen Lüfter an der Unterseite und geben Hitznestern damit kaum eine Chance, selbst ohne Gehäuselüfter.

Geräuschpegel
Wer mit seinem PC arbeiten und eine längere Zeit konzentriert von dem Schirm verbringen muß, sollte noch einen weiteren Punkt nicht außer Acht lassen. Das Netzteil hat einen nicht unerheblichen Anteil an der Geräuschentwicklung eines Computers. Gerade billige Noname-Netzteile heulen oft mit unerträglicher Lautstärke und Tonhöhe vor sich hin, da der Hersteller einen hochdrehenden Lüfter verbauen mußte, um die wenig durchdachte Kühlung im Inneren des Netzteils einigermaßen in den Griff zu bekommen. Von den renomierten Herstellern von Netzteilen dagegen gibt es gar spezielle Silentversionen, die beinahe unhörbar ihrer Arbeit nachgehen und für ein entspanntes Klima sorgen.

Netzteil Kaufkriterien
- min. 20A auf der 3.3V Schiene
- min. 30A auf der 5V Schiene
- min. 180W Combined Power
- möglichst ein Lüfter an der Unterseite des Netzteils
- evtl. eine Silentversion

Antworten